Muss eigentlich immer erst etwas passieren ?

06.03.2023

Es ist traurig zu sehen, dass es immer wieder zu Unfällen und Verletzungen aufgrund von mangelhaften Sicherheitsvorkehrungen kommt. Im Gedächtnis geblieben sind auf alle Fälle:

  • 19. Oktober 2022: Eine Tribüne bricht in ein Zirkuszelt in der Nähe einer Grundschule zusammen. Die Folge: 16 verletzte Kinder.
  • 13. August 2022: Aufgrund heftiger Windböen bricht eine Bühne ein. Die Folge: Ein Toter.
  • 13. Juni 2022: In der Stadt Santiago bricht eine Bühne zusammen.
  • 18. Oktober 2021: Eine Tribüne bricht unter feiernden Fans zusammen.
  • Im August 2019: In Essen stürzt bei einem Konzert eine LED-Leinwand in die Menschenmasse. Die Folge: 28 Verletzte.

Nicht alle Vorfälle, die sich ereignen, kommen in die Medien. Oft verläuft alles glimpflich und durch eine gute Portion Glück kommt es nicht zu einem tragischen Ereignis. In solchen Fällen wird oft argumentiert, dass „et hätt noch immer jot jejange“  („es ohnehin gut ausgegangen ist“).

Erst neulich besuchte ich eine Veranstaltung, die für jedermann zugänglich war. Dort wurden Bauzäune verwendet, um Besucher davon abzuhalten, zu nahe an den Gefahrenbereich zu kommen. Unabhängig davon, ob ein Bauzaun die richtige Wahl ist, um Besucher zurückzuhalten, stellte ich folgende Situation vor Ort fest:

Die Argumentation könnte sein, dass die Verwendung von Dreiecken zur Aussteifung des Zauns verhindert, dass er sich verschiebt. Allerdings muss berücksichtigt werden, dass bei einer frei zugänglichen Veranstaltung schnell eine hohe Personendichte entstehen kann. Dies kann dazu führen, dass eine erzwungene Dichte einen sehr hohen Druck auf den Zaun aufbaut. Im schlimmsten Fall kann dies dazu führen, dass der Zaun umstürzt. Der erschreckendste Aspekt dabei ist, dass der Zaun nicht nur umfallen würde, sondern auch die Personen in die Tiefe stürzen könnten. Auf der anderen Seite des Zauns geht es über mehrere Stufen hinunter, wie das nächste Bild zeigt.

Es scheint, dass auf dieser Veranstaltung nach meinem Wissenstand nichts Schlimmes passiert ist. Es ist jedoch zu erwähnen, dass die Veranstaltung ohne vorherige Ankündigung deutlich vorgezogen wurde. Das schlechte Wetter trug dazu bei, dass deutlich weniger Besucher als üblich anwesend waren.

Es ist verständlich, dass es immer wieder zu solchen Situationen kommt, obwohl es viele klare Vorschriften und Regeln gibt. Es gibt viele Gründe dafür, wie zum Beispiel mangelndes Verständnis, unzureichendes Gefahrenbewusstsein, fehlendes Fachwissen, fehlende Fachkräfte und mangelnde Kontrollen durch die zuständigen Behörden und Berufsgenossenschaften, dass die Regeln nicht beachtet werden.

Das Bewusstsein für mögliche Gefahren bei Veranstaltungen entsteht durch die Erfahrungen, die Menschen im Laufe der Zeit machen. Oft haben in der Vergangenheit viele Situationen glücklicherweise gut ausgegangen, wie wir am Beispiel der Zaun-Situation gesehen haben.

Die Veranstaltungsbranche ist jedoch sehr komplex und es gibt viele Sachverhalte, die nicht einfach in Schwarz und Weiß beantwortet werden können, da jede Veranstaltung anders ist. Hinzu kommt, dass viele Dienstleister in dieser Branche ihren Job als Nebengewerbe oder Hobby betreiben und daher oft nicht über spezifische Aus- und Weiterbildungen verfügen. Dies bedeutet jedoch nicht zwangsläufig, dass diese Personen eine unsichere Dienstleistung anbieten. Dennoch kann es in diesen Fällen manchmal an einem Verständnis für bestimmte sicherheitsrelevante Aspekte fehlen.

In vielen Bereichen sind bestimmte Qualifikationen und technische Abnahmen unerlässlich, um eine sichere Veranstaltung zu gewährleisten. Leider werden diese oft ignoriert, entweder weil es an Kontrollen fehlt oder weil die zuständigen Behörden selbst nicht besser informiert sind.

Ein weiteres Problem ist, dass im Falle von Schäden oft nicht klar ist, wer haftbar gemacht werden kann. Während juristische Personen haftbar gemacht werden können, sind es im Falle von Schäden an Personen natürliche Personen, die haftbar gemacht werden. Dies kann für den Bürgermeister oder andere verantwortliche Personen problematisch sein, da sie im schlimmsten Fall vor Gericht zur Verantwortung gezogen werden können.

Es ist wichtig zu betonen, dass es nicht nur um große Veranstaltungen geht, sondern auch um die vielen Veranstaltungen, die jeden Tag in Deutschland stattfinden, wie zum Beispiel Vereinsfeiern, Feste und viele mehr. Oft wird bei diesen Veranstaltungen nicht einmal ein Veranstaltungsleiter benannt.

Ein weiteres Problem ist, dass viele Dienstleister nicht in der Lage sind, ihre Kunden adäquat zu beraten und weiterführende Aspekte zu bedenken. Der Dienstleister ist zufrieden damit, dass seine Lampen und Lautsprecher vor Ort sind, jedoch wichtig wäre es zu berücksichtigen, was passiert, wenn etwas unter oder über eine Lampe hängt.

Folgende Zwei Bilder zeigen das Beispiel eines Festzeltes:

Bild 1: Befestigung über einen Notausgang mit Kabelbinder sind eine unzulässige Befestigung.

Bild 2: Befestigung einer Traverse an einem Bauteil des Zeltes, welches nicht belastet werden darf. Die Verbindungsschiene des Zeltes ist nur mit vier kleinen Nieten befestigt.

Sicherheit gilt insbesondere für die Befestigung von Zelten und anderen temporären Strukturen. Dabei sollte unbedingt bedacht werden, dass ein Zelt den Einflüssen von Wind, Wärme, Kälte und hüpfenden Personen ausgesetzt ist, die dazu führen können, dass es viel Bewegung in der Konstruktion gibt.

Die Eine Millionen Euro Frage, die sich hier stellt, ist, ob die Konstruktion aufgrund ihrer Sicherheit hält oder ob einfach nur Glück im Spiel ist. Der Kölner würde sagen: Et hätt noch immer jot jejange.

Wenn man eine Veranstaltung organisiert, ist es wichtig, sich über die Verantwortung im Klaren zu sein, die man als Verein, Veranstalter oder als Person trägt. Es ist keineswegs falsch, unmoralisch oder negativ, einen Hobbydienstleister zu buchen. Jeder Dienstleister hat seine Daseinsberechtigung.

Das Ziel ist es, eine sichere und erfolgreiche Veranstaltung durchzuführen. Warum also nicht auf Fachpersonal vertrauen und eine Fachkraft oder einen Meister hinzuziehen?! Hier kann bei technischen Abnahmen und Bühnenfreigaben unterstützt werden oder auch eine Beratung im Vorfeld. Letzteres kann entscheidend sein und im schlimmsten Fall Geld sparen.

Schlussendlich muss Sicherheit nicht unbedingt teurer sein. Wenn man einen Dienstleister engagiert, der eine unsichere Bühne aufbaut und die Veranstaltung deswegen nicht stattfinden kann, ist der Schaden wesentlich höher, als wenn man sich von Anfang an für eine sichere Bühne entschieden hätte.

Solltest DU eine Beratung wünschen oder Fragen zum Thema Sicherheit bei Veranstaltungen haben, kontaktier mich sehr gerne. Ich werde Dir mit Rat und Tat zur Seite stehen und freue mich, mit Dir eine unvergessliche und sichere Veranstaltung zu kreieren.